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Giersch und Gärtnerhände

  • Autorenbild: Ricarda
    Ricarda
  • 8. Apr. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Heute habe ich fast den ganzen Tag ausgesät, sämtliche Stauden, die erst bei milderen Temperaturen keimen. Aussäen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen in der Gärtnerei. Es macht mir soviel Freude, die Samen in die Erde zu geben und jeden Tag nachzusehen, ob denn schon etwas zu keimen beginnt. Es ist wichtig, Kräuter- und Blumensamen in Aussaaterde zu säen. Diese enthält wenig Nährstoffe, ist luftig und keimfrei, dadurch wird Fäulnis und Pilzbefall weitgehend vermieden und so können die zarten Keimlinge auch gedeihen. Beim Umtopfen und Aussäen komme ich immer mit Erde in Berührung, da ich ungerne Handschuhe trage. Aber Erde trocknet die Haut sehr aus, macht sie rissig und spröde.

Deshalb creme ich mir nach solchen Tagen abends die Hände dann mit Gierschsalbe ein und die wirkt wirklich kleine Wunder! Dass Giersch, Aegopodium podagraria, bei trockener Haut hilft, habe ich zufällig entdeckt. Meinen Schwiegervater plagen ab und an Gichtschmerzen und daher rührte ich ihm eine Salbe. Ich hatte wohl einen kleinen Rest übrig und cremte mir die Hände damit ein. Ja und wie es sooft ist im Leben, bemerkte ich, dass Giersch nicht nur bei Gichtschmerz, Sonnenbrand und Ekzemen hilft, sondern auch die raue, trockene Haut wieder weich und geschmeidig macht. Seither habe ich immer ein Döschen davon zuhause.

Ich habe ein recht einfaches Salbenrezept, das schnell geht und immer gelingt.


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Gierschsalbe:


50 g Ölauszug

50 g Shea- oder Kakaobutter

15 g Bienenwachs

Den Ölauszug stelle ich her, indem ich den Giersch kleinschneide und in einer Ölmischung: (je nach Belieben Oliven-, Traubenkern-, Distel-, Mandel- und Jojobaöl) zwei bis drei Wochen ausziehen. Ich stelle das Glas für mindestens eine Woche so, dass es dem Sonnenlicht ausgesetzt ist.

Wem das zulange dauert, kann den Ölauszug auch im warmen Wasserbad (mindestens dreißig Minuten lang rühren) machen.


Diese drei Zutaten schmelze ich im Wasserbad und gebe ein paar Tropfen Minzöl dazu, für besonders zarte Hände füge ich zum Schluss noch ½ Teelöffel Weizenkeimöl hinzu. Abfüllen und abkühlen lassen und dann - wichtig - die feuchten Hände damit eincremen.

Diese Salbe ist eine reine Hautpflegecreme. Wer eine Salbe herstellen möchte, die auch bei Problemen wie Arthrose oder Gichtschmerzen helfen soll, tut gut daran, noch etwas Gierschtinktur dazuzugeben um den Wirkstoffgehalt zu erhöhen. Alkoholische Auszüge müssen im warmen Wasserbad langsam in das Öl- Butter- Wachsgemisch eingerührt werden.

Ich liebe Giersch und deshalb habe ich wirklich ein kleines „Feld“ davon und benutze ihn, wann immer es geht zum Kochen. Er schmeckt fein aromatisch und, wie ich finde, überhaupt nicht aufdringlich, wenn er jetzt im zeitigen Frühling geerntet wird. Er passt zudem überall, wo auch Petersilie verwendet werden kann. Gerade jetzt im Frühling, wenn frisches Grün noch etwas rar ist, versorgt uns dieses Multitalent mit seinen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Giersch ist eine wahre Vitamin C-Bombe, er enthält reichlich Karotin, Eisen und Kupfer.

Giersch und Brennessel als Spinat schmeckt wirklich sehr fein. Gestern haben wir einen orientalischen Kichererbseneintopf mit Giersch, mangels Mangold, gekocht und waren alle sehr begeistert.

Giersch ist auch eine ausgezeichnete Pflanze für die Frühjahrskur und zur Anregung des Stoffwechsels. Dazu sollte jeden Morgen ein bis zwei Tassen Tee aus den frischen Blättern getrunken werden . Dies am besten über einen Zeitraum von drei Wochen. Meine Erfahrung damit ist, dass ich der Frühjahrsmüdigkeit ein Schnippchen schlagen kann und das ist sicherlich nicht schlecht.

Giersch tut nicht nur uns Menschen gut, sondern ist durch seinen hohen Mineralstoffgehalt auch ein gutes Mulchmaterial für starkzehrende Pflanzen, wie z.B. Tomaten, Kürbisse und Zuccinis. Mulchen schützt zudem die Wurzeln vor dem Austrocknen und hilft, Wasser zu sparen.

Der Giersch oder Erdholler, wie er auch mancherorts genannt wird, lässt sich in den meisten Gärten finden. Er bevorzugt feuchte Plätze, gerne im lichtem Schatten unter Sträuchern und Bäumen. Er wird zwischen 40 cm und 50 cm hoch. Sein Erkennungsmerkmal ist sein dreikantiger hohler und glatter Stängel. Wer den Giersch noch nicht kennt, sollte ihn sich von erfahrenen Pflanzenkennern zeigen lassen, da es auch ähnliche giftige Pflanzen gibt.

Nochmal Rezepte:


Gierschlimonade

einige Gierschblätter mit dem Nudelholz anquetschen,

2 Stängel Gundelrebe

mit etwas Zitronensaft und 1 Liter Apfelsaft übergießen, anschließend über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen, mit Mineralwasser verdünnen

Kichererbseneintopf orientalisch

1 Zwiebel in Ghee oder Öl lange anbraten, Ras el Hanout, Kreuzkümmel und Zimt dazu, etwas geriebenen Ingwer, kurz anrösten und danach 1 EL Tomatenmark dazu und kurz mitbraten, 1 gewürfelte Fleischtomate, 1 kleingeschnittene Karotte und zwei Handvoll kleingeschnittenen Giersch dazu und kurz andünsten. 1 Liter Brühe aufgießen, Kichererbsen dazu und wer will auch noch orange Linsen. Alles köcheln lassen. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

 
 
 

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© Rikarda Schöberl

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