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Von großen kleinen Helfern

  • Autorenbild: Ricarda
    Ricarda
  • 4. Apr. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Die kalten Frostnächte sind jetzt fürs Erste vorbei und ich mache mich wieder an die Arbeit in der Gärtnerei. Über den Winter waren die meisten Stauden Topf an Topf zusammengestellt, damit ihre Wurzeln besser geschützt sind. Seit Tagen nehme ich mir sämtliche Töpfe vor, suche nach Schneckeneiern, topfe um, wenn´s zu klein wird oder fülle Erde nach.


Ich betreibe eine kleine Staudengärtnerei, bin seit dreißig Jahren Gärtnerin und will ein wenig von meinem Wissen, meinen Erfahrungen und auch die eine oder andere Geschichte, die ich hier erlebe, an Euch weitergeben. Inspiriert dazu haben mich die Fragen meiner Kunden und meiner Freunde. Mein besonderes Steckenpferd sind naturnahe Gartengestaltung und Heilpflanzen.

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Normalerweise habe ich diese Arbeit Anfang April schon lange erledigt, aber dieses Jahr ist alles anders und ich bin spät dran. Recht häufig finde ich dabei auch Nützlinge, die den Winter in kleinen Höhlen der getopften Stauden und Kräutern verbracht haben. Heute entdeckte ich einige junge Tigerschnegel, die den Tag versteckt unter den Töpfen verbringen, da sie erst in der Nacht aktiv werden. Zwischenzeitlich hat es sich endlich doch ein bisschen herumgesprochen, dass diese Nacktschnecken äußerst nützlich und schützenswert sind. Der Schnegel ist ausgewachsen etwas größer als die Spanische Wegschnecke und kann ein Alter von drei Jahren erreichen! Seine Eier sind im Gegensatz zur Spanischen Wegschnecke durchsichtig, bzw. glasklar. Ich finde es unglaublich, dass der Schnegel (Limax maximus) sogar artverwandte Nacktschnecken überwältigt, die größer sind als er. Zudem frisst er ihre Gelege. Natürlich sind die Tigerschnegel keine reinen Fleischfresser, allerdings keine solchen Feinschmecker, wie einige Vertreter ihrer gefräßigen Verwandtschaft. Sie bevorzugen keine zarten Triebe des Rittersporns, sondern knabbern an abgestorbenen und verwelkten Pflanzenteilen, manchmal auch an Pilzen. Da Schneckenkorn, auch biologisches, die Schnegel tötet, verwende ich es schon lange nicht mehr. Ehrlich gesagt, hatte ich es selbst nicht geglaubt, dass mein Experiment, auf Schneckenkorn zu verzichten, klappt. Wir haben in unserer Gärtnerei zwischenzeitlich weitaus mehr Tigerschnegel als Nacktschnecken. Ich kann nicht sagen, dass es die ersten ein bis zwei Jahre einfach war, ich habe sehr viele Stunden damit verbracht, Schnecken und Schneckeneier abzusammeln und manche Pflanze geopfert, bis es leichter wurde und das Verhältnis gekippt ist. Jetzt halten sich die Schneckenschäden in Grenzen und ich kann sogar die Töpfe mit den Lupinien auf den Boden stellen.

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Wenig später bemerke ich in einem Töpfchen ein Ohrwurmweibchen. Ich bin sehr vorsichtig, da sie sich eine kleine Höhle gebaut hat und ihr Gelege bewacht. Ich fotografiere sie und stecke den Wurzelballen wieder langsam in den Topf. Ja, auch Ohrwürmer betreiben Brutpflege. Auch sie reduzieren Schädlinge im Garten. Sie lieben zwar zarte Pflanzenteile, wie ab und an ein Salatblatt, allerdings hält sich der Schaden sehr in Grenzen. Ich denke, das sei ihnen vergönnt, da sie abends auf Jagd gehen und Blattläuse, Schildläuse, Spinnmilben und Raupen vertilgen. Der Ohrwurm hat große Bedeutung bei der biologischen Schädlingsbekämpfung, vor allem im Obstbau. Aus diesem Grund werden Tontöpfe mit Holzwolle gefüllt und in junge Obstbäume gehängt, um diesen fleißigen Jägern Unterschlupf zu bieten. Damit sie und andere Insekten dort allerdings einziehen, ist es wichtig, die Töpfe im zeitigen Frühling in der Nähe von Holzhaufen, Hecken und anderen Plätzen, wo sich Insekten gerne aufhalten, zu legen. Von dort ziehen die Ohrwürmer dann erst ein und danach, ca. im Juni, können die Tontöpfe an die Obstbäume oder andere gefährdete Pflanzen gehängt werden.



 
 
 

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© Rikarda Schöberl

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